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Manuela-Kinzel-Verlag

Siries weite Reise - Ein Mauersegler zwischen Afrika und Europa.

   

LESEPROBE:

"Ein Altvogel", brummt Dirk Arnold mehr vor sich hin als in die Kamera. "Die Jungen, etwa elf und zwölf Tage alt, noch a weng klein – da komm ich in so zwei Wochen zum Beringen wieder."
Die großen Menschenhände setzten den Segler auf ein vorbereitetes weißes Tuch, das auf dem Tisch in der Mitte des Turmbodens liegt. Sie halten ihn mit routinierter Geschicklichkeit, während zwei andere Finger ihm den winzigen Datenspeicher-Rucksack um die Schultern streifen. Behutsam streichen sie anschließend die feinen, dichten Federn glatt. So, wie das halb durchsichtige Gehäuse auf dem Rücken des Vogels sitzt, muss ich an eine huckepack reitende Lausfliege denken. Diese hartnäckigen, trickreichen Parasiten haben wir den Seglern beim Beringen zur Genüge abgestreift. Eine krabbelte am nächsten Tag aus meinem Unterhemd. Im Schlafzimmer ... Ich war froh, dass Sandra an dem Wochenende nicht da war. Das wäre mir doch etwas peinlich gewesen.
"Wir stellen die Trägerschlaufen nicht ganz eng ein", sagt der dunkelhaarige Biologe, auf dessen Namensbanner "Dr. Anders Weitmann"erscheint. "Der Vogel kann im Gewicht zu- oder abnehmen, je nach Wetterlage, je nach Insektenangebot in den Gebieten, die er gerade durchfliegt, da muss also noch ein bisschen Luft bleiben. Andererseits soll der Rucksack halten und nicht verloren gehen. Nach unseren bisherigen Erfahrungen stellen die ein Gramm leichten Geologger keine Behinderung für den Mauersegler dar."
"Stattdessen liefern sie den Forschern bereits wertvolle Hinweise auf die Zugrouten“, übernimmt der Kommentator in eleganter Wendung den Text. „Und die Technik soll noch weiter verfeinert werden."
(...)
Eine Schotterebene ohne Grashalm, Strauch und Schatten zog unter ihr hinweg. Sandig rote und aschschwarze Hügelrücken, bestückt mit wirr aufeinander liegenden runden Felsblöcken. Fliegt mit mir, fliegt mit auf meinem Weg, wollte sie den Artgenossen zurufen, ängstlich bemüht, sie um sich zu halten. Sie sparte jedoch ihren Atem, um die kleinste Menge Luft in Blut und Muskeln zu pumpen. Selbst in dieser Höhe umgab sie glühende Hitze, der sie nirgendwohin ausweichen konnte. Unablässig zuckten ihre Nickhäute zwischen den Lidern vor und zurück, schützten die Augen in den tiefen Federrinnen vor Austrocknung.
Plötzlich fingen die Brauenfedern winzige, glashelle Geschosse auf, die mit grollendem Sausen heranstoben. Als Sirie nach einer vorbeigewehten Spinne schnappte, die am Faden im Wind segelte, spürte sie die steinigen Perlen auch auf der Zunge und spie sie mit abwehrendem Kopfschütteln aus. Immer dichter ballte sich der Tanz dieser scharfen Körnchen um sie her. Von Osten blies ein Sandsturm seine wirbelnde Fracht aus einem graugelben Schleier, der sich wie eine niedrige Rauchwand über dem Horizont erhob und unaufhaltsam näher rückte. (...)