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Manuela-Kinzel-Verlag

Moorgezeiten. Geest-Verlag Vechta-Langenförde 2016.

   

LESEPROBE:
Stimmungen des Hochmoors. In: Moorgezeiten. Geest-Verlag Vechta-Langenförde 2016.
Jeder Schritt drückt das Wasser aus dem schwammigen Grund und umspült meine Gummistiefel bis zum Spann. Mit gurgelndem Schlürfen strudelt die Nässe zurück, wenn mein Fuß sich hebt, patscht in dem neu geöffneten Loch zusammen, reißt unterm nächsten Tritt mit einem ziehenden Saugen auf. Tropfenschauer stieben von der Schuhspitze. Ursprünglich gaben lose aneinander gereihte, verzogene Bretter den Weg vor. Mittlerweile ist der Steg unter Torfpflanzen verschwunden.
Auf beiden Seiten öffnet sich das Gebüsch aus Birken, Kiefern und Faulbaum. Mitte Mai ist es, noch immer entfaltet sich viel Laub, Blatt-Debütanten im ersten durchscheinenden Grün. Hier im Randbereich steht das Buschwerk noch immer hoch, seit wir das Große Filz in ehrenamtlicher Naturschutzarbeit wiedervernässt haben. Immer wieder mussten wir die Randflächen mit Astscheren, Hand- und Motorsägen auslichten. Künftig soll die fortschreitende Vernässung solche Eingriffe erübrigen. Hoffen wir. Nicht nur die tiefgründige Decke aus Wasser und halb zersetzter Pflanzenmasse, aus Torfmoos-Schlänken und Binsenbulten sollte ihr langsames Wachstum wieder aufnehmen. Auch in den Randwäldern sollen die Böden feucht genug werden und nur Baumarten übrigbleiben, die typisch sind für die Bedingungen eines Hochmoors. Zu ihnen gehört im Großen Filz die Spirke, eine halbhoch wachsende Kiefer.
Zehn Jahre lang hat unser Einsatz für das Moor auch mein Leben begleitet. Ich habe mitgeholfen, umgesägte Bäume aus den überwucherten ehemaligen Streuwiesen zu schleppen und mit Brettern die Schlitzgräben rückzustauen, die den Moorkörper entwässerten. Bis zum Krieg hatten die Bauern der Umgebung sie im mühsamen Handstichverfahren ausgehoben. Erinnerungen an Arbeitsstunden voll Schweiß und spritzendem Schlamm, an zünftige Brotzeiten, verbinden sich mit den Erfahrungen meines eigenen Lebensweges vom Berufsanfang bis zur Schwelle der mittleren Jahre. Wie Wasserzeichen sehe ich Vergangenes hinter dem Buckel-Relief der Landschaft schweben. ...